Verbreitungskarte
Homalothecium lutescens (Hedw.) H.Rob.
Bryologist 65: 98. 1962
Deutscher Name: Echtes Goldmoos
Systematik: Equisetopsida > Bryidae > Thuidiaceae > Hypnales > Brachytheciaceae > Homalothecium
Synonyme: Camptothecium fallax H.Philib., Camptothecium lutescens (Hedw.) Schimp., Camptothecium lutescens (Hedw.) Schimp. var. lutescens, Camptothecium lutescens var. fallax (H.Philib.) Breidl., Homalothecium fallax (H.Philib.) Delogne, Homalothecium lutescens (Hedw.) H.Rob. var. lutescens, Homalothecium lutescens var. fallax H.Philib. ex Schimp., Hypnum lutescens Hedw.
- Fragezeichen: Unsichere Bestimmung (cf.-Angabe)
- Kreis: Literatur- oder Geländeangabe
- Minus (-): Streichung einer bekannten Angabe
- Quadrat: Herbarbeleg
- Ausgefülltes Symbol: Zeitraum von 1980 bis heute (Aktuelle Angabe)
- Leeres Symbol: Zeitraum vor 1980 (Altangabe)
- Schrägstrich durch das Symbol: Ortsangabe ungenau (Geographische Unschärfe)
- Grün: Neufund für Deutschland oder für ein Bundesland
- Rot: Neue oder ergänzende Angaben seit dem Erscheinen des Moosatlas (Meinunger & Schröder 2007)
- Schwarz: Angaben aus dem Moosatlas (Meinunger & Schröder 2007)
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Beschreibung der Art
Bei dieser Art wird neben der Normalform noch eine Varietät fallax (H. Philib.) Hedenäs L. & Söderstr. unterschieden, so bei Koperski et al. (2000). Letztere unterscheidet sich durch aufrechte, gerade Kapseln von der Normalform, steril lassen sich beide nicht trennen. Bei H. Hofmann (1998) wird die Varietät nicht spezifisch von H. lutescens unterschieden, sie vermutet, dass es sich um Formen handeln könnte, die durch Bastardierung oder Mutation immer wieder neu entstehen. Eine Zusammenstellung von Literaturangaben zu H. lutescens var. fallax gibt Düll (1994a). Wir haben diese Form hier nicht berücksichtigt. Kräftige, meist gelbgrüne, im Schatten auch reingrüne Pflanzen. Kalk- und basenliebende Art in Kalktrockenrasen, Kalkschutthalden, Trockenwiesen, Hohlwegböschungen, Gebüschen, manchmal auch auf Felsblöcken in Kalkbuchenwäldern oder epiphytisch am Grunde von Laubbäumen. Typische Begleiter: Thuidium abietinum, Rhytidium rugosum, Entodon concinnus, Hypnum cupressiforme var. lacunosum, Brachythecium glareosum, Campylium chrysophyllum und Fissidens taxifolius, an schattigeren Standorten mit Anomodon viticulosus. Gilt als Verbandskennart des Abietinellion, soziologische Angaben finden sich bei: Neumayr (1971); Drehwald & Preising (1991); Nebel & Philippi (2001); C. Schmidt (2004). Brachythecium Eine schwierige, in vielen Punkten taxonomisch noch unklare Gattung. Mischrasen sind häufig bis fast normal, man beginne mit gut entwickelten Einzelpflanzen, möglichst mit Sporogonen. Wichtig für die Bestimmung sind gut ausgebildete Stammblätter im mittleren Bereich der Haupttriebe, die Blätter an Seitentrieben und Ästen sind stark variabel und für die Bestimmung meist unbrauchbar. Scharf geschieden sind Arten mit glatter und solche mit rauer Seta. Dagegen kann es zwischen Pflanzen mit schwach rauer und stark rauer Seta alle Übergänge geben, dieses bis in die neueste Literatur oft benutzte Unterscheidungsmerkmal ist unzuverlässig und darf nicht überbewertet werden. Wichtig ist die Feststellung der Geschlechtsverteilung, die wir als arttrennendes Merkmal bewerten, dazu müssen oft mehrere Pflanzen untersucht werden, da Autözie nicht immer sofort nachzuweisen ist. Besonders schwierig zu erkennen sind Hochgebirgsformen, manche von ihnen lassen sich bis heute nicht sicher bestimmen, zu ihrer Klärung sind vor allem umfangreiche Geländeuntersuchungen im gesamten Alpengebiet erforderlich. Aber auch im außeralpinen Bereich gibt es zwischen ökologisch und arealgeographisch gut getrennten Gruppen immer wieder Proben, die sich morphologisch nicht eindeutig einordnen lassen, genannt seien vor allem die Artenpaare Brachythecium salebrosum – B. capillaceum; B. mildeanum – B. turgidum und B. velutinum – B. trachypodium. Vielleicht führen hier künftig molekularbiologische und ähnliche neuere Untersuchungsmethoden weiter. Bevor jemand damit beginnt, muss er sich allerdings zunächst einen gründlichen Überblick über die gesamte Gattung verschaffen. Wer glaubt, sich blind auf die Bestimmungen Anderer verlassen zu können und ungeprüft Proben mit hochmodernen Apparaturen analysieren lässt, darf sich am Ende nicht wundern, wenn seine Ergebnisse fragwürdig bleiben. Hedenäs (1995) bemerkt angesichts von fünf verschiedenen Chromosomenzahlen für Brachythecium campestre: “because the species´ circumscription has not always been correctly understood, the identity of the vouchers for these numbers must be checked before these numbers can be accepted”. Wir geben nachfolgend einen Schlüssel, der sich hauptsächlich an Nyholm (1979) und Pierrot (Mskr.) orientiert. Außerdem wurden ausführliche Hinweise von H. Köckinger zu alpinen Arten eingearbeitet, dem wir hier besonders danken möchten. Bei der Bestimmung ist immer die Gesamtheit der Merkmale zu berücksichtigen, der ständige Gebrauch der älteren Standardliteratur ist unerlässlich, insbesondere Limpricht (1904); Loeske (1903); Roth (1905); Warnstorf (1906); Mönkemeyer (1927). Von neueren Bearbeitungen sei die Darstellung in Nebel & Philippi (2001) hervorgehoben. Schlüssel für die Arten der Gattung Brachythecium in Deutschland 1 Stammblätter eiförmiglanzettlich mit langer Spitze, mehr oder weniger längsfaltig, oft etwas hohl. Blattflügelzellen quadratisch, meist zahlreich in deutlich herablaufender Gruppe. Zellen der Blattmitte 60–80 µm lang. Mittelgroße Arten 2 – Merkmalskombination anders 9 2 Blattrippe kräftig, bis in die Blattspitze reichend. Blätter tief längsfaltig. Meist dunkelgrüne, im Habitus an Homalothecium erinnernde Pflanzen B. geheebii – Blattrippe kürzer, Blätter weniger tief längsfaltig, meist grün, blass- oder gelbgrün 3 3 Seta rau, autözisch, meist mit Sporogonen 4 – Seta glatt, diözisch (außer B. capillaceum), oft ohne Sporogone 5 4 Seta schwach rau bis fast glatt B. campestre – Seta stark rau (wie bei B. rutabulum) B. ryanii 5 Äste kätzchenförmig, mit hohlen, dachziegelig gestellten Blättern, Pflanzen meist blassgrün 6 – Sprosse nicht auffällig kätzchenförmig beblättert. Pflanzen grün oder gelbgrün 7 6 Planar bis montan verbreitete Art auf meist kalkfreien Unterlagen, teils in dichten, aufsteigenden Rasen, teils einzeln oder in lockeren Decken zwischen anderen Moosen umherkriechend. Besonders in tieferen Lagen häufig bis gemein B. albicans – Alpine Art, nur oberhalb der Waldgrenze. Auf kalkhaltigen Schutt- und Moränenböden in meist dichten, aber weichen Rasen B. tauriscorum 7 Schwache, kleinen Formen von B. salebrosum ähnliche Pflanzen, aber diözisch. Nordische, im Gebiet nicht sicher nachgewiesene Art B. erythrorrhizon – Mittelgroße, meist gelbgrüne Pflanzen in lockeren bis mäßig dichten Rasen. Meist auf kalkhaltigen Unterlagen in der Mitte und im Süden des Gebiets 8 8 Diözisch, meist ohne Sporogone. Meist lockere, aber oft ausgedehnte Rasen oder Decken zwischen anderen Kalkmoosen B. laetum – Autözisch, häufig mit Sporogonen. Meist mäßig dichte Rasen zwischen Kalkmoosen und am Grunde von Laubbäumen B. capillaceum 9 Stammblätter eiförmiglanzettlich oder eiförmigrundlich, Zellen der Blattmitte 70–100 µm lang. Große Pflanzen 10 – Stammblätter dreieckig bis dreieckigeiförmig. Zellen der Blattmitte kürzer, meist weniger als 80 µm lang. Mittelgroße bis kleine Pflanzen 17 10 Stammblätter tief längsfaltig, eiförmiglanzettlich, lang zugespitzt. Seta immer glatt 11 – Stammblätter nur schwach längsfaltig, eiförmigrundlich geformt, mit kürzerer und breiterer Blattspitze 14 11 Diözisch, sehr lange, feine Blattspitze. Meist auf kalkhaltigen Unterlagen B. glareosum – Autözisch 12 12 Stammblätter ganzrandig mit mehr oder weniger zurückgebogenen Rändern. Kräftige, wenig verzweigte, gelbgrüne Pflanzen, an feuchten Standorten. Im Gebiet nur in subalpinen und alpinen Lagen B. turgidum – Stamm- und vor allem Astblätter deutlich gezähnelt bis gezähnt. Sprosse meist fiederig verzweigt. Meist nur unterhalb der Waldgrenze 13 13 Blätter stark längsfaltig, grün bis schmutziggrün. Kapseln gebogen bis horizontal. Auf Totholz und meist sauren Unterlagen, überall verbreitet bis häufig B. salebrosum – Blätter wenig längsfaltig, gelbgrün. Kapsel fast aufrecht mit in die Seta übergehendem Hals. An warmen Standorten im Süden des Gebiets, meist über Kalkgrund, ziemlich seltene Art B. capillaceum 14 Diözisch, Seta stark rau. Blattflügelzellen deutlich differenziert, bilden ein aufgeblasenes, herablaufendes Öhrchen. Stammblätter breit eiförmig mit kurzer Spitze. Pflanzen unregelmäßig oder bäumchenförmig verzweigt. An feuchten bis nassen Stellen. Im Gebiet überall verbreitet, häufige Art B. rivulare – Autözisch, Blattflügelzellen wenig differenziert 15 15 Seta glatt, Stängelblätter ganzrandig, dreieckigverlängert. Lockere, meist gelbgrüne Pflanzen an feuchten bis nassen Stellen, zerstreut bis verbreitet B. mildeanum – Seta rau, Stängelblätter deutlich gezähnelt bis gezähnt 16 16 Blattflügel bestehen aus einer Gruppe erweiterter, rektangulärer und länglichsechsseitiger Zellen. Stammblätter breit eiförmig mit kurzer Spitze, wenig längsfaltig. Seta überall stark rau. Überall häufige bis gemeine Art, aber nur unterhalb der Waldgrenze B. rutabulum – Blattflügel bestehen aus einer Gruppe kleiner, quadratischer und kurz rektangulärer Zellen. Stammblätter schmaler und länger, deutlich längsfaltig. Seta schwach (B. campestre) oder stark (B. ryanii) rau. Pflanzen im Habitus ähnlich B. salebrosum. Selten B. campestre 17 Stammblätter breit dreieckigeiförmig, meist mit aufgesetzter, gesägter Spitze. Flügelzellen zahlreich, quadratisch oder rechteckig, lang herablaufend 18 – Stammblätter schmal länglichdreieckig, allmählich in eine gezähnelte Spitze verschmälert. Flügelzellen meist wenig zahlreich, nicht oder nur kurz herablaufend 23 18 Stammblätter hohl und dachziegelig, Äste kätzchenförmig. Flügelzellen quadratisch. Meist gelblich- bis bräunlichgrüne Pflanzen an neutralen bis schwach sauren Standorten. Alpin verbreitete Arten 19 – Stammblätter flach oder wenig hohl, Äste nicht kätzchenförmig, Pflanzen grün bis dunkelgrün. Meist an kalkfreien Standorten in tieferen Lagen bis um die Waldgrenze 20 19 Zellen der Blattmitte 6–7 µm breit und 40–60 µm lang. Seta sehr schwach rau bis fast glatt. Kleine Pflanzen gleichen schwachen Formen von Eurhynchium pulchellum B. collinum – Zellen der Blattmitte 7–9 µm breit und 35–70 µm lang. Seta rau. Mittelgroße Pflanzen mit mehr abstehenden Blättern B. glaciale 20 Flügelzellen quadratisch. Stammblätter oft in der unteren Hälfte anliegend, mit lang ausgezogener, abstehender oder zurückgekrümmter Spitze. Blattrippe oft bis in die Spitze reichend. Pflanzen meist schwach, ähnlich B. populeum B. reflexum – Flügelzellen rechteckig. Stammblätter mehr abstehend. Pflanzen mittelgroß 21 21 Diözisch, im Gebiet bisher nur steril. Stammblätter breit dreieckig mit aufgesetzter Spitze, am Grunde verschmälert und zurückgebogen, Blattflügelzellen eine große, deutlich abgesetzte, aufgeblasene und oft bis zur Blattrippe reichende Gruppe bildend. Grüne bis dunkelgrüne, kleinen Formen von Calliergonella cuspidata ähnliche Pflanzen in lockeren, flachen Rasen oder Decken. An schwach sauren, feuchten subalpinen Standorten B. latifolium – Autözisch, meist mit Sporogonen. Blattflügelzellen eine kleinere Gruppe bildend, die die Rippe nicht erreicht. Triebe oft bogenförmig 22 22 Zellen der Blattmitte 6–9 µm breit und 40–80 µm lang. Stammblätter deutlich dreieckig. Triebe oft bogenförmig und etwas starr. Kleine bis mittelgroße Pflanzen. Überwiegend montanhochmontan verbreitet B. starkei – Zellen der Blattmitte 8–12 µm breit und 80–120 µm lang. Stammblätter rundlichdreieckig. Pflanzen glänzend, kräftiger als B. starkei, aber im Wuchs flacher und weicher. Hauptsächlich planar-(sub)montan verbreitet B. oedipodium 23 Blattrippe bis in die Spitze reichend 24 – Blattrippe deutlich vor der Spitze endend 25 24 Stammblätter tief längsfaltig. Diözisch, Sporogone selten. Montan bis subalpin verbreitete Art, im Gebiet selten B. geheebii – Stammblätter flach oder wenig längsfaltig. Autözisch. Sporogone häufig. Durch das ganze Gebiet verbreitet B. populeum 25 Astblätter hohl, nur an der Spitze gezähnelt. Flügelzellen der Stammblätter deutlich verdickt, oft bis zur Rippe reichend. Mittelgroße bis große, oft einseitswendig beblätterte, meist gelb- oder braungrüne, etwas glänzende Pflanzen. Gelegentlich auch in kleinen bis winzigen Kümmerformen, die Rhynchostegiella-Arten sehr ähnlich sind und sich davon vor allem durch die Blattflügelzellen unterscheiden. An feuchten bis zeitweilig überschwemmten Standorten. Im Gebiet verbreitet B. plumosum – Astblätter verflacht, stärker und oft rundum gezähnt. Flügelzellen der Stammblätter meist dünnwandig, nicht bis zur Rippe reichend 26 26 Diözisch, Stammblätter dreieckig mit kurzer Spitze, etwas hohl. Nur im Nordwesten des Gebiets (Scleropodium cespitans agg. vergl. Nr. 1066) B. appleyardiae – Autözisch, Stammblätter schmaler und länger 27 27 Zellen der Blattmitte 5 µm breit und 60–80 µm lang. Goldgrüne Pflanzen mit straff aufrechtabstehenden, fast bis zur Sprossspitze gleich großen Astblättern. An alpinen Standorten. Selten B. trachypodium – Zellen der Blattmitte 5–8 µm breit und 60–90 µm lang. Grüne, gelb- oder braungrüne, locker federig beblätterte Pflanzen. Blätter meist einseitswendig, gegen die Spitzen der Äste deutlich kleiner werdend. Im ganzen Gebiet verbreitet, häufig B. velutinum
Vom Flachland bis in die submontane Stufe, soweit basenreiche Standorte vorhanden, verbreitet. In höheren Lagen ist die Art seltener, geht aber an sonnigen Südhängen bis zur Waldgrenze. Fehlend oder selten in kalkfreien Gebieten, insbesondere in den armen Sand- und Moorgebieten Norddeutschlands sowie in nadelwaldreichen Silikatgebieten weiter südlich, hier meist nur an Sekundärstandorten.
In den Hauptverbreitungsgebieten häufig und vielfach in großen Beständen, bisweilen massenhaft. Im Nordosten in Odernähe sowie in den süd- und mitteldeutschen Kalkgebieten ungefährdet. In allen übrigen Gebieten geht die Art teilweise zurück und wird in den Roten Listen als gefährdet eingestuft: RL 3.