Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) Gabelig verzweigte, kleine Pflanzen in verworrenen Rasen. Thallus am Rande und an der Unterseite braun- bis schwarzviolett. Die Pflanzen sind im Gelände Riccia subbifurca sehr ähnlich. Die Hauptunterschiede liegen in der Sporenmorphologie: Die Sporen sind 80-100 µ groß, dunkelbraun bis schwärzlich ohne oder mit fast fehlendem Saum, am Rande dicht gekerbt und fein papillös krenuliert. Die Felderung ist viel feiner als bei R. subbifurca und zeigt auf der distalen Seite 12-15 Felder im Durchmesser. Unsere Pflanzen entsprechend genau der Beschreibung in K. Müller (1905-1916, part. 1: 203) und den Abbildungen bei Jovet-Ast (1986). Als Vergleichsprobe stand zur Verfügung: „Riccia trabutiana Steph., Schiffn. Hep. eur. exs. 1171, Algerien: Oran: Tiaret, auf sandiger Erde, Mai 1907, L. Trabut“. Dieses Material zeigt eine gute Übereinstimmung mit den oben genannten Beschreibungen und unseren Belegen. Allerdings gibt dann später K. Müller (1951-1958: 467/468) eine andere Darstellung der Sachlage: Danach sollen die Sporen nur 8 Felder im Durchmesser haben, was für R. subbifurca typisch ist und nicht mit den Abbildungen in Jovet-Ast übereinstimmt. Außerdem werden die oben genannten Exsiccatpflanzen auf Grund abweichender Thallusmorphologie für eine xerophytische Form von Riccia nigrella erklärt. Diese (Um-)Deutung können wir nicht akzeptieren, da Riccia nigrella nach allen Angaben in der Literatur und uns vorliegendem Vergleichsmaterial von Gran Canaria leg. H. v. Melick viel kleinere Sporen mit völlig anderer Morphologie zeigt. Hinter diesen ganz klaren Unterscheidungsmerkmalen haben Unterschiede im Thallusbau, wie sie K. Müller anführt, als nebensächlich zurückzustehen. Riccia trabutiana soll außerdem Riccia atromarginata var. glabra sehr ähnlich (oder damit identisch ?) sein.
Verbreitung (Meinunger & Schröder 2007) Diese bislang nur aus Südeuropa bekannte Art wurde an einer Stelle auf Gips im mitteldeutschen Trockengebiet gefunden. Sie zeigt damit ein ähnliches Verbreitungsmuster wie die hier schon länger bekannten Moose Tortula revolvens und Acaulon casasianum. TH: 4931/4 Steinberg W Elxleben, auf offenem Gipsboden, mit Tortula revolvens, Pottia mutica, Riccia sorocarpa, Fulgensia bracteata und zahlreichen weiteren Vertretern der „Bunten Erdflechtengesellschaft“, 22. 4. 1994, LM.
Bestand und Gefährdung (Meinunger & Schröder 2007) Während Tortula revolvens und Acaulon casasianum von zahlreichen Stellen in den mitteldeutschen Gipsgebieten bekannt sind, wurde diese Art bisher nur an dieser einen Stelle in einem kleinen Bestand gefunden. Nachdem die ursprüngliche Schafbeweidung hier und an vielen anderen Stellen seit Jahrzehnten eingestellt ist, droht die Hauptgefahr für diese und viele andere Arten durch Zuwachsen und Verbuschung. Da es die heutige Wohlstandsgesellschaft trotz ständiger gegenteiliger verbaler Bekundungen nicht fertig bringt, diese und ähnliche Stellen in ihrer Artenvielfalt dauerhaft zu erhalten, ist das Überleben der Art in der jüngsten Vergangenheit hauptsächlich der dortigen Dorfjugend zu danken, die das Gebiet als Übungsplatz für Geländemotorradsport benutzt: RL 1.