Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) Eine in ganz Europa seltene und wenig bekannte Art aus dem Encalyptarhaptocarpa-Komplex. Sie unterscheidet sich von E. rhaptocarpa und E. trachymitria durch das fehlende Peristom und von E. vulgaris durch die in den oberen Blättern als lange, hyaline Haarspitze austretende Rippe. Von E. obovatifolia unterschieden durch schmalere, zungenförmige Blätter, etwas kleinere Sporen und etwas andere Standortsansprüche auf Erde über neutralen bis schwach sauren Gesteinen, während E. obovatifolia im Gebiet immer über Kalkfelsen vorkommt. Die Kapseln sind fein goldgelb gestreift. Encalypta vulgaris und E. spathulata haben innerhalb dieses Komplexes die kleinsten Sporen, während sie bei E. rhaptocarpa, E. trachymitria und E. obovatifolia deutlich größer sind. Nach C. Schmidt (in litt.) sind die zentralen Zellen im oberen Blattdrittel bei E. spathulata (7–)10–12–(14) µm groß, bei E. obovatifolia (12)–15–20 µm, bei E. rhaptocarpa und trachymitria (10–)12–16–(18) µm. Gute Abbildungen finden sich bei Roth (1904) und Nyholm (1998), weitere Beschreibungen und Hinweise bei Limpricht (1895) und Sauer in Nebel & Philippi (2000). Soziologische Aufnahmen bringt Marstaller (2005c). Die Art wächst in Makrospalten mineralkräftiger Diabasfelsen im Weissietum controversae und selten im Schistidietum pruinosi. Begleiter sind: Weissia controversa, W. brachycarpa, Encalypta vulgaris, Tortella tortuosa, Bryoerythrophyllum recurvirostrum, Bryum capillare, B. argenteum, Schistidium pruinosum, S. flaccidum, Grimmia pulvinata, Tortula muralis und die Flechte Leprocaulon microscopicum.
Verbreitung (Meinunger & Schröder 2007) Die Art ist bisher nur an wenigen Stellen gefunden worden, es handelt(e) sich in allen Fällen um (zumindest ehemals) edellaubholzreiche, natürlich halboffene Felsköpfe aus harten, neutralen Gesteinen in humider Lage im Bereich der Mittelgebirge: NW: 4518/3 Über dem Messinghäuser Tunnel, etwa 400 m, in der Nähe: Leskea catenulata, Amblystegium confervoides, Barbula spadicea, Tortella inclinata, Plagiopus oederi, Gymnostomum aeruginosum, Cirriphyllum crassinervium u. a. (später durch Steinbruchbetrieb vernichtet), 1896, C. Grebe, vergl. F. Koppe (1977 unter E. rhaptocarpa var. spathulata). Proben von dieser Stelle wurden ausgegeben in Bauer, Musci europ. exsicc. Nr. 844 und befinden sich heute in verschiedenen Herbarien, sie wurden u. a. von Horton geprüft und bestätigt, vergl. Düll & Meinunger (1989); Ludwig et al. (1996). Wir sahen Material aus dem Herbar Grebe, gesammelt 1896 und 1897, im Naturkundemuseum Kassel. Die nicht näher bezeichnete Gesteinsunterlage dürfte Diabas gewesen sein. Die Art wurde seitdem an dieser Stelle nicht wieder gefunden. Die Fundstelle wurde übrigens vom Entdecker (vielleicht sogar bewusst?) nicht ganz eindeutig angegeben, ein weiterer Tunnel befindet sich in der Nähe, TK 4617/2, der jedoch nach C. Schmidt (2004) als Standort nicht in Betracht kommt. TH: 5129/4 Finsterbergen, südöstlich Hainstein, Rotliegendes, Kirchsteinfels, ca. 500 m, spärlich, aber mit Sporogonen, 02.06.1908, C. Grebe, vergl. Röll (1915). Belegmaterial sahen wir aus dem Naturkundemuseum Kassel, für die Ausleihe sei auch an dieser Stelle Dr. F. Malec nochmals gedankt. Die bei Meinunger (1992) geäußerten Zweifel an der Echtheit dieses Fundes sind damit hinfällig. Ein Bestätigungsversuch mit C. Schmidt im Oktober 2003 war erfolglos. Die Felsen sind bis heute weitgehend unverändert erhalten, der Steilhang unterhalb derselben wurde jedoch in der Vergangenheit kahl geschlagen und ist heute stark verfichtet, offene Felsflächen machen einen sehr trockenen, versauerten Eindruck. 5536/1 NSG Heinrichstein, auf Humus über Diabas, in der Nähe der Fundstelle von Hierochloë australis, ca. 440 m, 01.05.1980, LM. Die Probe ist sehr spärlich, besitzt aber einige überalterte und mehrere junge Sporogone. Ein Peristom fehlt, die Kapseln sind fein goldgelb gestreift, Blattform und Sporengröße stimmen mit den Proben der beiden anderen Fundstellen und den Beschreibungen in der Literatur gut überein. Die Moosflora des Gebietes ist der am Messinghäuser Tunnel, wie sie Grebe beschreibt (s. oben), in vieler Hinsicht ähnlich. 5337/2 Teufelsberg W Weißendorf, über Diabas, 380 m, 10.03.2003; R. Marstaller (2005c, !), hier schon am 31.05.1981 von H.-J. Zündorf gesammelt (JE det.!).
Bestand und Gefährdung (Meinunger & Schröder 2007) Der Wuchsort bei Messinghausen muss früher, nach den zahlreichen ausgegebenen Belegen zu urteilen, gut besetzt gewesen sein, er wurde durch Steinbruchbetrieb vernichtet. An den drei thüringischen Fundstellen wurde die Art nur sehr spärlich gefunden. Es wäre zu begrüßen, wenn das Gebiet um den Hainstein seitens der Forstverwaltung langfristig wieder in einen edellaubholzreichen Steilhangwald überführt würde. Die beiden Funde aus neuerer Zeit liegen in Naturschutzgebieten. Die auch europaweit sehr seltene Art ist im Gebiet vom Aussterben bedroht und sollte geschont und nicht besammelt werden: RL 1.