Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) Neuerdings werden diese Art und die nachfolgende Sippe Cratoneuron decipiens in einer eigenen Gattung Palustriella Ochyra untergebracht, so bei Koperski et al. (2000). Wir folgen hier jedoch Nebel & Philippi (2001); Frahm & Frey (neuere Auflagen), aber auch Hill et al. (1994) und bleiben bei der altgewohnten Gattungsbezeichnung Cratoneuron. Cratoneuron commutatum ist, wie viele Wassermoose, eine sehr veränderliche Art. Die Normalform bildet regelmäßig gefiederte, mittelgroße bis kräftige, gelbgrüne bis gelbbraune, etwas starre Pflanzen in mäßig dichten Rasen. An sehr nassen, zeitweilig oder ständig überfluteten Stellen, besonders in alpinen Lagen, bildet die Art sehr kräftige, unregelmäßig gefiederte, oft langgestreckte Formen mit dicker Rippe, aber meist reduzierten Blattflügeln aus, die habituell von der Normalform sehr verschieden sind und als var. falcatum, var. fluctuans und weitere Formen beschrieben werden. Das äußerste Extrem dieser Formenreihe ist wohl Hygroamblystegium crassinervium Loeske et Warnst. in Familler (1913), das bei Mönkemeyer (1927) in diese Gruppe gestellt wird. Untersucht man umfangreiches Material, dann zeigt sich, dass sie durch Zwischenformen verbunden sind. Auf der anderen Seite gibt es an trockenen alpinen Standorten zierliche Pflanzen, die in der Literatur als var. sulcatum beschrieben werden, die wir nachfolgend als eigenständige Art behandeln. Wir fassen in der Verbreitungskarte die Normalform und die verschiedenen kräftigen Wasserformen zusammen. Diese letzteren, die meist unter dem Sammelbegriff „falcatum“ geführt werden, zeigen kein eigenes Areal, die Vorkommen verteilen sich diffus innerhalb des Areals der Normalform, wie etwa die Karten bei Hill et al. (1994) oder Nebel & Philippi (2001) zeigen. Auch die bei Philippi (1975) dargestellte unterschiedliche Soziologie wird bei Eggensberger (1994) bezweifelt. Um eine aussagekräftige Karte für var. falcatum zu erstellen, sind umfangreiche Herbarstudien notwendig. Literaturangaben dürfen dafür nicht verwendet werden. Eine Überprüfung zahlreicher Proben von „Cratoneuron falcatum“ im Herbar F. Koppe (STU) ergab, dass sie fast alle zur Normalform von C. commutatum gehören: M. Sauer (in litt.). Kalkpflanze an Quellen, Quellbächen, Wiesengräben, auf nassem Gestein und Wurzeln. Stets in kalkreichem Wasser und meist kalktuffbildend. Charakterart des Cratoneuretum commutati, die in den Beständen meist dominiert. Regelmäßige Begleitarten sind: Bryum pseudotriquetrum, Philonotis calcarea, Pellia endiviifolia, Brachythecium rivulare, daneben gelegentlich Cratoneuron filicinum, Aneura pinguis, Didymodon tophaceus und Fissidens adianthoides. Die soziologische Literatur zu der Art ist umfangreich z. B.: Braun (1968); Philippi (1975); Urban (1991); Eggensberger (1994); Drehwald & Preising (1991); Korsch (1994); Ahrens (1992); Nebel & Philippi (2001). Bestand und Gefährdung. In den Alpen oft in großen Beständen und ungefährdet. In den übrigen Gebieten sind die Bestände oft klein und untypisch entwickelt. Gut entwickelte Kalksinterquellen sind heute überall sehr selten und sollten, auch als geologische Naturdenkmale, besonders geschützt werden. Die Wuchsstellen unterliegen heute vielfältigen, für die Art negativen Einflüssen. Zwar vermag sie Sekundärstellen zu besiedeln, doch ist auch hier das Angebot geeigneter Wuchsplätze gering. Die Art muss generell als gefährdet eingestuft werden: RL 3.
Verbreitung (Meinunger & Schröder 2007) In allen Kalkgebieten, sonst nur selten an Sonderstandorten und gelegentlich sekundär: Norddeutsches Flachland: In den Jungmoränengebieten von Ostholstein, Mecklenburg-Vorpommern und Nordostbrandenburg zerstreut, meist an Waldquellen. In den südlich angrenzenden kalkfreien Sandgebieten fehlend, nur vereinzelt um Bremen (wohl an Sekundärstandorten) gemeldet: Koperski (1982); T. Homm (in litt.). Mittel- und Süddeutschland: In allen Kalkgebieten, soweit geeignete Quellstandorte vorhanden sind. In den Silikatmittelgebirgen an Felsstandorten mit austretendem kalkhaltigen Sickerwasser. Auch sekundär in Straßen- und Bahneinschnitten, alten Steinbrüchen sowie in nassen Mauerfugen. Alpen: Überall häufig, bis über die Baumgrenze. In tieferen Lagen meist in der Normalform, in höheren Lagen oft in Formen, die der var. falcatum entsprechen.