Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) Grüne bis grau- oder dunkelgrüne Rasen auf offenen Gipsböden. Die Art tritt im Gebiet in zwei Formen auf, neben der Nominatform = var. mucronata Reimers mit stachelspitzig austretender Rippe gibt es die var. obtusata Reimers = Tortula fiorii (Venturi) G. Roth, ausführliche Beschreibung bei Reimers (1940). Die Art wurde erstmalig von Quelle (1906) entdeckt und gehört zu den pflanzengeographisch bemerkenswertesten Erscheinungen unserer Moosflora. Sie ist streng an Gipsstandorte in kontinental getönten Trockengebieten gebunden, hier bildet sie eine eigene Moosgesellschaft, das Tortuletum revolventis, das stark besonnte, südexponierte und flachgründige, aber tonreiche Gipsböden bezeichnet. Häufig wächst sie in engem Kontakt mit dem Fulgensietum fulgentis, der Bunten Erdflechtengesellschaft. Zur Ökologie und Soziologie liegen ausführliche Untersuchungen vor: Reimers (1940); Geier (1961); Marstaller (1971; 1980; 1989d; 2002c).
Verbreitung (Meinunger & Schröder 2007) ST, TH: Nur im mitteldeutschen Trockengebiet auf Gips: Südrand des Harzes, Kyffhäuser, unteres Unstruttal sowie im Thüringer Becken um Erfurt. Die beiden Varietäten besiedeln unterschiedliche Gebiete: Tortula revolvens var. revolvens (= var. mucronata Reimers): Unteres Unstruttal zwischen 4634/3 und 4736/3 Marstaller (1980; 2002c); 4735/24 Galgenberg bei Burgscheidungen, 11.05.2005, P. Schütze (in litt.); 4931/3+4 Gipskeuperhügel zwischen Witterda und Kühnhausen bei Erfurt, Röll (1915); Reimers (1940); Marstaller (1980); Neufund: 5131/1 felsartiger Gipsabbruch 0,5 km W der Wachsenburg in einem Schwarzkiefernforst, 2002, Marstaller (in litt.). Tortula revolvens var. obtusata Reimers: Am Südharzrand zwischen 4430/1 und 4533/1 und im Kyffhäusergebiet 4531/4 bis 4632/2, genaue Fundangaben Quelle (1906); Loeske (1904); Reimers (1940; 1942; 1956); Marstaller (1980).
Bestand und Gefährdung (Meinunger & Schröder 2007) Die Art hat sich an (nahezu?) allen in der Literatur genannten Fundstellen bis heute gehalten, allerdings sind die Bestände durch Einstellung der früheren extensiven Nutzungsformen teilweise erheblich zurückgegangen. Die meisten Vorkommen liegen zwar heute in Schutzgebieten, doch ist dies alleine noch keine Garantie für den Erhalt der Art, auch hier werden die für ihr Wachstum erforderlichen Offenstellen durch vorrückende Gräser und Sträucher zunehmend verdrängt, und gezielte Pflegemaßnahmen sind in vielen Fällen dringend erforderlich. Einige Stellen sind durch Bergbau bedroht, andererseits ist die Art in der Lage, geeignete Sekundärstandorte etwa an Straßenböschungen zu besiedeln. Die Vorkommen im Gebiet sind das einzige mitteleuropäische Teilareal der Art, die nächsten Fundstellen befinden sich, ebenfalls immer auf Gips, an wenigen Stellen in der Schweiz, Italien und Spanien. Wegen europaweit extremer Seltenheit und starker räumlicher Isolation ist es gerechtfertigt, die Art in die Kategorie RL R einzuordnen. Die Bundesländer ST und TH haben für ihre dauerhafte Erhaltung eine besondere Verantwortlichkeit.