Habitat/Ökologie (Meinunger & Schröder 2007) Hypnum pallescens und H. reptile werden bei Rabenhorst (1863), Milde (1869); Loeske (1903), Limpricht (1904) und Gams (1957) auf Artniveau getrennt. Mönkemeyer (1927) betrachtet H. reptile nur noch als Varietät. In neuerer Zeit werden beide schließlich völlig zusammengefasst, etwa bei Düll (1994a), Koperski et al. (2000) und Sauer in Nebel & Philippi (2001). Nach unseren Erfahrungen geht die Vereinigung der beiden Arten zu weit, es handelt sich um mehr als nur Standortsmodifikationen, wie dies von Ando in Nebel & Philippi (2001) dargestellt wird. Beide kommen öfters gemeinsam, teilweise auch in Mischrasen vor und bleiben trotzdem unterscheidbar, außerdem gibt es zwischen ihnen ökologische und arealgeographische Unterschiede. Allerdings sind die in der Literatur angegebenen Unterscheidungsmerkmale nicht immer zutreffend und teilweise widersprüchlich. Beide sind vor allem in Färbung und Habitus deutlich verschieden. Hypnum pallescens ist bleich- bis graugrün, die Blätter sind locker federig abstehend, die Pflanzen sind kleinen Formen von Herzogiella seligeri ähnlich. Hypnum reptile ist dunkel- bis bräunlichgrün, die Blätter sind angedrückteinseitswendig, der Blattgrund ist oft deutlich, manchmal fast bis zur Mitte umgeschlagen, vergl. die Darstellungen in Loeske (1903) und Rabenhorst (1863). Kleine, lockere Rasen auf Borke von Fagus sylvatica, Picea abies, Abies alba, Sorbus aucuparia, Acer pseudoplatanus, meist am Stammfuß der Bäume umherkriechend. Sporogone sind regelmäßig vorhanden. Begleiter sind: Dicranum montanum, D. scoparium, D. tauricum, Hypnum cupressiforme, H. reptile, Ptilidium pulcherrimum, Plagiothecium laetum, Lophocolea heterophylla, Pohlia nutans, Brachythecium reflexum, B. velutinum, Sanionia uncinata sowie mehrere Flechten. Kennart des Ptilidio-Hypnetum pallescentis, gesicherte soziologische Aufnahmen: Marstaller (1986a), auch die Darstellung in Loeske (1903) entspricht genau diesen Angaben.
Verbreitung (Meinunger & Schröder 2007) Sichere Nachweise bisher nur in niederschlagsreichen höheren Gebirgslagen, von der oberen montanen Stufe bis zur Baumgrenze. Alles, was wir an Proben aus tieferen Lagen und in der Ebene gesehen haben, gehörte zu Hypnum reptile: NB, ST: Nur im Oberharz, nicht unter 850 m, Loeske (1903; 1905). Belegmaterial leg. Hampe sahen wir in JE (!). Neuere Bestätigungen fehlen. TH: Nur in höheren Lagen des Thüringer Waldes und des Schiefergebirges: Meinunger (1992); Marstaller (1986a; 1994c). SN: 5541/3 im Walde bei Karlsfeld, Rabenhorst (1863). Keine Neubestätigungen. Die bei F. Müller (2004) genannten Neufunde dürften zu H. reptile gehören (siehe dort). BW: Sichere Nachweise nur in Hochlagen des Schwarzwaldes, vergl. Sauer in Nebel & Philippi (2001). 7315/3 M. Reimann (in litt.); 7415/1 Hornisgrinde, 11.05.2003, M. Lüth (!); 8113/3 Belchen, 29.06.2003, M. Lüth (!); 8114/1 Feldberg, J.-P. Frahm (!). BY: Fichtelgebirge: 5937/1 auf Buchen und Fichten an der Nordwestseite des Schneeberges, 975 m, Walther & Molendo (1868), Familler (1913). Keine Neubestätigungen. Bayerischer Wald: In höheren Lagen verbreitet: Familler (1913); F. & K. Koppe (1931); J. Futschig (FR !); eigene Funde (!!); u. a. 6945/1 Zwieslerwaldhaus, an Rinde, 10.06.1994, WS; 6945/2 Höllbachgespreng, 15.06.1994, WS. Alpen: In hochmontanen Wäldern bis zur Baumgrenze verbreitet. Familler (1913); J. Futschig (FR !); R. Lübenau (!); R. Düll (!); Paul & v. Schoenau (1928); J. Ewald (!); B. Kaiser (!); H. Köstler (!); M. Preussing (in litt.); mehrfach um Garmisch in 8432/4; 8532/1; 8532/2; 8533/1, R. Lotto (!); vielfach im Nationalpark Berchtesgaden in 8442/2; 8443/1; 8443/2; 8443/4; 8444/3, U. Beyerlein (!); Höper (1996); 8428/1 Gigglstein W Sattelhütte, 07.09.1996, LM; 8337/4 Elendsgraben S der Rotwand, 24.08.1995, WS; 8338/3 Aufstieg zum Trainsjoch S Bayrischzell, 23.08.1995, WS.
Bestand und Gefährdung (Meinunger & Schröder 2007) In den Alpen und im Bayerischen Wald oft in ausgedehnten, größeren Beständen, hier ist die Art häufig und ungefährdet. In allen übrigen Gebieten sind die Vorkommen klein. Obwohl die Art als azidophil einzustufen ist, ist sie offenbar gegenüber Luftschadstoffen sehr empfindlich, man vergleiche die Ausführungen von Sauer in Nebel & Philippi (2001) und Marstaller (1986a). Im Thüringer Wald wächst sie derzeit fast nur noch an Buchenrinde, dagegen nicht mehr auf Nadelholz. Während sich viele Epiphyten neuerdings wieder ausbreiten, konnte dies bei Hypnum pallescens bislang (noch?) nicht festgestellt werden. Die Art ist im Schwarzwald sowie im Thüringer Wald derzeit als gefährdet einzustufen: RL 3. Im Oberharz, Westerzgebirge und Fichtelgebirge ist sie verschollen: RL 0.